Weihnachten trotz Corona

Separierung und Kontaktbeschränkung: So wird in Seniorenheim und Kranknhaus im Nordkreis gefeiert

Ein Artikel von Nina Strakeljahn – Bersenbrücker Kreisblatt

Fürstenau/ Quakenbrück

In diesem Jahr gibt es viele Menschen, die ihre Liebsten an Weihnachten nicht sehen können – weil sie im Krankenhaus liegen oder wie im Seniorenheim Pastor-Arnig-Haus in Fürstenau in ihren Zimmern separiert sind. Trotzdem bemühen sich Seelsorger und Pfleger, ihnen allen ein bisschen Weihnachtsstimmung zu bringen.

Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass im Pastor-Arning-Haus in Fürstenau 20 Bewohner mit dem Coronavirus infiziert sind. Nun steht Weihnachten vor der Tür, und es ist klar, keiner der 44 Bewohner wird in diesem Jahr Angehörige treffen. Denn alle Senioren sind wegen des Ausbruchs auf ihren Zimmern separiert, dürfen es also nicht verlassen.

„Das werden traurige Weihnachten“, sagte Geschäftsführer Joachim Minneker bereits, als er über den Ausbruch informierte. Doch das Seniorenheim versucht alles, den Bewohnern trotzdem noch so schöne Weihnachten wie möglich zu gestalten. Christina Wetzel, Leiterin des sozialen Dienstes, hat sich viele Gedanken gemacht, wie das gelingen kann – und das, obwohl im Seniorenheim alle derzeitig am Limit arbeiten.

Eigentlich feiern die Senioren gemeinsam mit Tannenbaum das Weihnachtsfest. Der Tannenbaum soll aber auch in diesem Jahr nicht fehlen. Deshalb hat Christina Wetzel sich zusammen mit Renate Münch überlegt, dass jeder Bewohner dieses Mal einen eigenen kleienen Weihnachtsbaum bekommt – natürlich geschmückt.

Und auch auf Geschenke müssen die Bewohner nicht verzichten, denn schon jetzt ist Wetzels Büro zu einem kleinen Lager geworden. Aber auch die Pfleger besorgen jedem eine Kleinigkeit. Die Geschenke seien dabei nicht das Wichtigste, sondern auch einfach mal ein paar Minuten Zeit für die Bewohner zu haben. „Die Pfleger werden sich an Heiligabend die Zeit nehmen und mit jedem Bewohner eine kleine Bescherung machen“, sagt Wetzel – und das dann eben mit den entsprechenden Schutzvorkehrungen.

„Es sind aber vor allem kleine Gesten, die unseren Bewohnern guttun“, sagt sie. Deshalb würde sie sich sehr freuen, wenn aus der Umgebung Kinder vielleicht noch Bilder malen oder die Bewohner Briefe erhalten. Darüber würden sie sich sehr freuen. Diese seien jederzeit willkommen.

Alle Mitarbeiter im Pastor-Arning-Haus würden derzeitig nonstop arbeiten und unterstützen – auch diejenigen in Leitungspsotitionen. „Jetzt müssen wir zusammenhalten“, sagt Wetzel, und das erlebe sie auch. Denn auch den Pflegern gehe es natürlich nahe, dass die Patienten nun so Weihnachten feiern. Deshalb sei jeder bemüht zu unterstützen.  Und dank einiger CD-Player klingt auch Weihnachtsmusik durchs Haus – wenn es klappt, gibt es sogar Live-Musik von draußen.

Musik, das haben auch die beiden Krankenhausseelsorgerinnen, Gemeindereferentin Gabriele Kuhlmann und Diakonin Anke Hiltemann – Behling rund um das Christliche Krankenhaus Quakenbrück in den vergangenen Wochen organisiert, damit zumindest ein bisschen Weihnachtsstimmung aufkommt. Im Moment werden die beiden sehr gebraucht. „Es ist eine schwierige Situation“, sagt Anke Hiltermann-Behring gerade mit Blick auf das Besuchsverbot, das schon seit Wochen verhängt ist. Wer eine schlimme Diagnose bekommt, hat keine Angehörigen, die sie direkt trösten können, am Bett sitzen oder ihn umarmen. Aber nicht nur in den schwierigen Momenten, auch im Alltag fehlen die Angehörigen- und sei es nur, um neue Kleidung in den Schrank zu sortieren.

Deshalb sind die beiden nun auch sehr froh, dass über die Weihnachtstage die Besuchsregelungen etwas gelockert wurden und zumindest ein Angehöriger pro Patient für eine Stunde ins Krankenhaus kommen kann. “ Das ist ein kleiner Trost“, sagt Hiltermann-Behling. Die beiden stehen trotz allem als Ansprechpartner zur Verfügung auch über Weihnachten. Sowohl die Patienten können sich an die beiden wenden als auch die Angehörigen. „Wir erleben es, dass Angehörige anrufen und fragen, können Sie nicht mal nachschauen“, sagt Geabriele Kuhlmann. Das würden sie dann auch gerne machen. Den beiden stehen auch mittlerweile Tablets zur Verfügung, sodass auch Videoanrufe ermöglicht werden können. Aber auch die Pfleger und Ärzte haben einen Blick auf die Patienten und geben Hinweise, sollte jemand vielleicht die Seelsorge benötigen.

„Einsamkeit ist das Hauptthema“, sagt Hiltermann-Behling. Außerdem machen sich viele Sorgen um die Partner und Angehörigen. Das gelte für beide Seiten. Patientinnen würden sich zum Beispiel oft Gedanken machen, ob der Partner alleine zu Hause zurechtkomme. Töchter würden oft sagen: “ Ich weiß, dass Mama sich zusammenreißt, wenn wir telefonieren“, aber wie es dann eben tatsächlich aussehe, lässt sich über das Teöefon nur schwer herausfinden. Angehörigen geben die beiden den Tipp, immer wieder Mut zusprechen. Der Kontakt mit den Angehörigen ist wichtig – egal ob Weihnachten ist oder nicht. Aber Weihnachten ist eine besondere Zeit. Deshalb haben sich die beiden auch etwas einfallen lassen, damit auch im Krankenhaus nicht vergessen wird, dass dieses Fest ansteht.

Vor den Stationen 1/2 ist eine Krippe aufgebaut. In der Krankenhauskapelle Arche ist ein Hoffnungsstern aufgehängt. Außerdem standen in den vergangenen Tagen schon eine leere Krippe, Maria allein und auch Josef allein dort. Die Patienten können in die Arche gehen und zum Beispiel eine Kerze anzünden. Auch einen Gottesdienst werden Hiltermann-Behling und Kuhlmann auf jeden Fall feiern – egal ob Patienten dabei sein können oder nicht. Er werde auf jeden Fall auf die Zimmer übertragen. “ Wir wollen Angst in Hoffnung verwandeln“, sagten sie.

 

 

Fotos: Christina Wetzel